Reisewelten - Madagaskars grossartiger Dschungelzug
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Madagaskars grossartiger Dschungelzug

Mit dieser Zugreise kann man dem rasenden Tempo des 21. Jahrhunderts für ein paar Stunden entfliehen. Reisefotograf Corrado Filipponi erzählt von seiner Fahrt durch den Dschungel Madagaskars.

Es sind nur etwa 170 Kilometer vom feuchten und heissen Manakara an der Südostküste Madagaskars bis hoch auf über 1100 Höhenmeter nach Fianarantsoa. Aber man braucht bis zu zwölf Stunden oder teils sogar noch länger, wenn eine der vielen Pannen eintritt. Um es vorweg zu nehmen, bei meiner Reise gab es keine Panne, trotzdem war es eine der langsamsten Zugreisen, die ich je machte. Aber es geht hier nicht um die Effizienz der schnellen Verbindung, sondern um die Möglichkeit einer Verbindung für die Einheimischen mit deren Dörfern und für die Touristen, die schönste und eindrücklichste Bahnriese vom Dschungel Madagaskars ins Hochland zu erleben.

Die Reise beginnt früh morgens vor 7:00 Uhr vom Bahnhof im Küstenort Manakara. Die Abfahrt ist pünktlich. Vielleicht ein Überbleibsel von der Kolonialzeit, als die Franzosen die Bahnstrecke zwischen 1926 und 1936 für Export landwirtschaftlicher Erzeugnisse aus den fruchtbaren Regionen zu erleichtern bauten. Die Gleise kamen aus Deutschland, die Wagen aus der Schweiz.

Der Zug schlängelt sich durch steile Berghänge mit Wasserfällen, Wäldern, terrassierten Feldern und Obstplantagen. Die Fahrt führt über 67 Brücken und 4 Viadukte sowie durch 48 Tunnel und dies bei einer durchschnittlichen Geschwindigkeit um die 20 km/h. Abgesehen von der Reise selbst durch die Landschaft, gehören die unzähligen Haltestellen zu den Höhepunkten der Reise. Die in der westlichen Welt üblichen 2-3 Minuten Wartezeit ist hier mindestens 30 Minuten lang, manchmal sogar mehr als eine Stunde. In dieser Zeit werden Früchte, Gewürze, Reissäcke, Plastikmöbel, Haushaltsgeräte und weitere Frachtstücke geladen. Als Fahrgast hat man also genügend Zeit, das Schauspiel zu geniessen.


Über den Autor



Corrado Filipponi ist ein bekannter Schweizer Reisefotograf, der seit 1989 als Weltentdecker und Fotograf unabhängig durch über 80 Länder auf sechs Kontinenten reiste. Der 50-Jährige hält jährlich über 50 Referate und Präsentationen. Er hat insgesamt 12 Multivision Fotoreportagen produziert. Für «Reisewelten» schreibt er jeden Monat einen exklusiven Reisetipp. Seine aktuellen Projekte und Tourneen findet ihr auf www.dia.ch.

Corrado Filipponi
veröffentlicht: 22. August 2019 05:00
aktualisiert: 22. August 2019 05:00
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