«An der Wall Street gabs früher schon ganz wilde Feste»
Er hat dank seiner Börsenberichte beim Schweizer Fernsehpublikum Kultstatus: Jens Korte. Der bald 50-jährige Frankfurter kommt immer dann zum Einsatz, wenn sich an der Wall Street Aussergewöhnliches tut, oder wenn die US-Wirtschaft weltweit für Aufsehen sorgt. Mitten im New Yorker Börsengewusel stehend, erklärt Jens Korte dann jeweils mit freundlichem Gesicht und ruhiger Stimme die komplizierten Zusammenhänge so, dass am Ende jedes Kind ein Wirtschaftsexperte ist.
Anlässlich des NAB-Finanzanlasses in Aarau durfte Urs Hofstetter, Leiter Lokalredaktion Radio Argovia, mit Jens Korte ein längeres Gespräch führen. Auf seinen Promistatus in der Schweiz angesprochen, gibt Korte ein bisschen verlegen zu: «Ja, ab und zu muss ich in der Schweiz tatsächlich Autogramme geben».
«Terroranschläge bestärkten mich im Entschluss, in New York zu bleiben»
Seit 1999 lebt und arbeitet Jens Korte in New York. Er hat schon viele einschneidende Momente miterlebt. Während der Terroranschläge vom 11. September 2001 hatte er sein Büro ganz in der Nähe der angegriffenen Twin Towers. «Ich war direkt da, als die Anschläge stattgefunden haben», erinnert sich Korte. Das sei sehr dramatisch gewesen, aber «die Terroranschläge von 9/11 haben mich im Entschluss bestärkt, in New York zu bleiben». Der Horror habe die Bevölkerung richtiggehend zusammengeschweisst.
Vor 20 Jahren war an der Wall Street alles anders
Bei seinem Lieblingsthema, der Wirtschaftsberichterstattung, blüht Jens Korte richtiggehend auf. Er kennt die Wall Street in- und auswändig, und er erinnert sich mit einem kleinen bisschen Wehmut an die Zeiten zurück, in denen es an der Börse in New York keine Grenzen und keine Moral gab. «Wilde und exzessive Feste gab es tatsächlich. Wie im Film Wolf of Wallstreet!», bestätigt Korte. «Wenn die Geschäfte gut liefen, gingen die Börsenhändler spontan zum Autohaus nebenan, kauften sich ein Cabriolet, steckten sich eine Zigarre in den Mundwinkel und fuhren um die Börse herum». Das sei eine witzige Zeit gewesen, auch wenn er sich selbst nie der Dekadenz hingegeben habe.
Klassische Musik, Sport und Familie
Jens Korte uns seine Frau haben einen gemeinsamen Sohn. «Als er noch klein war, war ich sein Fussballtrainer. Jetzt, mit bald 12, ist er besser als ich», schmunzelt Korte auf die Frage von Urs Hofstetter, ob er Sport treibe. Fussball sei seine Leidenschaft - aber nur noch als Konsument. Die Deutsche Bundesliga verfolgt Korte intensiv. Er ist Fan von Eintracht Frankfurt, sein Sohn möchte dereinst bei Bayern München oder dem FC Liverpool in England Karriere machen. Wenn Jens Korte nicht arbeitet oder joggt, geht er mit seiner Frau liebend gerne in klassische Konzerte. Oder er besucht eine Kunstgallerie. Nicht unbedingt typisch für einen Mann, der erst in ein paar Monaten 50 Jahre alt wird. Midlife Crisis? Kennt er nicht, aber Träume hätten er und seine Frau schon noch den einen oder anderen: «Wir haben uns auch schon überlegt, irgendwann nach Südamerika zu ziehen», sagt Korte. Aber spruchreif sei überhaupt nichts. «Und reich bin ich an der Wall Street bisher auch nicht geworden. Also würde ich auch dort arbeiten und nicht nur unter den Palmen liegen».