Berichterstattung Manchester
Schweiz

«Wir setzen auf Good News»

Der Anschlag in Manchester war gestern das grosse Thema. Trotzdem berichteten die Medien zurückhaltender als sonst auch schon.

Das Schweizer Radio und Fernsehen zum Beispiel hat auf eine Sondersendung nach dem Anschlag in Manchester verzichtet. Das sei ein bewusster Entscheid gewesen, sagt Chefredaktor Tristan Brenn. «Die mediale Aufmerksamkeit spielt den Terroristen in die Hände. Dem wollten wir etwas entgegensetzen.»

Auch bei den meisten Zeitungen war der Anschlag nur klein auf der Titelseite. So etwa auch beim Blick. Man wollte dem Terror keine Plattform bieten, erklärt Christian Dorer, Chefredaktor der Blick Gruppe: «Wir haben bewusst auf Good News gesetzt und wollten aus dem Terror keinen Event machen.»

Wandel in der Berichterstattung

Dass die Medien eher zurückhaltend über die Tragödie berichtet haben, das habe auch ein bisschen mit der Zeit des Anschlags zu tun, sagt Medienexperte Ueli Custer. «Gerade die Printmedien konnten nicht mehr reagieren und mussten das Ereigniss auf ihren Online Plattformen abhandeln.» Dass dann zwei Tage später die Printmedien nicht mehr gross Titeln, sei klar. «Es hat ja auch keinen wirklichen Newsfaktor mehr.»

Trotzdem könne man einen Wandel in der Berichterstattung erkennen. Früher hätte man schneller überreagiert. «Heute berichten die Medien etwas rationaler.» Ob das aber auch in Zukunft so bleibt, sei schwer abzuschätzen. Eines ist allerdings klar: Auf der einen Seite den Terroristen keine Plattform bieten zu wollen, auf der anderen aber die Informationspflicht wahrzunehmen, das ist eine Gratwanderung.

veröffentlicht: 24. Mai 2017 12:27
aktualisiert: 24. Mai 2017 12:27
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