Dolder-Prozess
Schweiz

«Ich wollte, dass sie still ist»

Der 49-jährige Ex-Anlagechef der Aargauischen Pensionskasse, der am Mittwoch wegen Mordes an einer Prostituierten vor dem Zürcher Bezirksgericht steht, hat in der Befragung jede Tötungsabsicht abgestritten.

Er habe Gefühle für die 25-jährige «Kathleen» gehabt, sich dann aber doch für seine Lebenspartnerin entschieden. Daraufhin sei es zum Streit gekommen. «Ich wollte nur, dass sie endlich still ist.»

Die Prostituierte «Kathleen» habe aus dem Milieu aussteigen und mit ihm ein neues Leben aufbauen wollen. Er habe Gefühle für sie gehabt. «Sie wollte das gemeinsame Leben aber mehr als ich.» Bei einem Treffen in einem Zürcher Luxushotel im September 2014 habe sie endlich eine Entscheidung von ihm gewollt.

Diese Entscheidung sei ihm sehr schwer gefallen, er habe sich dann aber doch für seine Lebenspartnerin entschieden. «Da sagte sie mir, dass ich noch für diesen Tag bezahlen müsse» endgültig die Kontrolle habe er verloren, als sie ihm an den Kopf geworfen habe, dass nicht einmal eine Prostituierte ein Kind von ihm wolle.

«Ich hatte nie die Absicht, diese Frau zu töten. Ich wollte nur, dass sie endlich still ist», sagte der sichtlich mitgenommene Beschuldigte. Er habe ihr nur den Mund zugehalten, sie nach unten gedrückt und sie gewürgt. Die 25-Jährige starb an Ersticken.

Leiche im Keller versteckt

Nach der Tötung packte er die nackte Leiche in einen grossen Koffer und schaffte sie mit dem Auto zu sich nach Hause an die Goldküste. Er steckte den Koffer in einen Weinklimaschrank im Keller und drehte die Kühlung auf volle Leistung. Zudem brachte er mehrere Duftstecker an, damit seine Lebenspartnerin nichts davon merkte.

Er habe keine Ahnung gehabt, was er mit der Leiche hätte machen sollen, sagte er weiter. Bis zum Zeitpunkt seiner Verhaftung habe er jeden Gedanken daran vermieden. «Ich habe das verdrängt.»

Die Staatsanwaltschaft sieht die Abläufe etwas anders. Die Anklage lautet auf Mord. Der Beschuldigte habe geplant, die Frau zu töten. Dazu habe er extra einen grossen Koffer ins Hotel mitgenommen und der Frau ein starkes Beruhigungsmittel verabreicht.

Der Beschuldigte machte in der Befragung keinen guten Eindruck. Er sprach leise, wirkte verwirrt und verstrickte sich wiederholt in Widersprüche. So erzählte er einmal, er habe den Koffer der Prostituierten schenken wollen. Dann wieder gab er an, er habe damit Sachen zur Entsorgung bringen wollen. In einer früheren Befragung sagte er zudem aus, er habe die Frau in einem Whirlpool ertränkt.

Als Auslöser für die ganze Sache gab der Ex-Banker sein Burn-Out an, wegen dem er Ende 2011 seine Stelle als Anlagechef bei der Aargauer Pensionskasse gekündigt hatte. Er habe völlig den Boden unter den Füssen verloren. Irgendwann ging er fast täglich ins Bordell und gab sein ganzes Vermögen für Prostituierte aus.

Welche Anträge Staatsanwalt und Verteidigung fordern, zeigt sich heute im Laufe des Prozesses. Das Urteil wird am Donnerstag um 16 Uhr eröffnet.

Quelle: SDA / Radio Argovia / Michael Wettstein
veröffentlicht: 26. Juli 2017 14:57
aktualisiert: 26. Juli 2017 14:57
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