Frauen fahren besser Auto
Unfälle, in die Männer verwickelt sind, haben zudem oft schwerer wiegende Konsequenzen. Kommt es zu Personenschäden, ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Verletzungen tödlich sind, bei Männern mehr als doppelt so hoch als bei Frauen. Die Anzahl Todesfälle auf 10'000 Personenschäden betrug bei Männern 166, bei Frauen 79. Bei Personenwageninsassen ist die Wahrscheinlichkeit, getötet zu werden, bei Männern sogar drei Mal so hoch wie bei Frauen.
Keine einfache Antwort
Doch: Lassen die Statistiken den Schluss zu, dass die Frauen bessere Autofahrende sind als Männer? 2011 hat die Beratungsstelle für Unfallverhütung zum 40-jährigen Bestehen des Frauenstimmrechts auf eidgenössischer Ebene den Schluss gezogen: Frau am Steuer: disziplinierter, aber weniger routiniert als der Mann.
1974 beispielsweise besassen 63 Prozent der Männer, aber nur gerade 36 Prozent der Frauen einen Führerschein. Heute besitzen fast 88 Prozent der Männer und knapp 76 Prozent der Frauen einen Führerausweis, wie der Mikrozensus Mobilität und Verkehr des Bundesamtes für Statistik zeigt.
Eine wichtige Rolle bei der Einschätzung des Unfallgeschehens dürfte auch die durchschnittliche Fahrleistung spielen: Gemäss BFS betrug die mit dem Auto zurückgelegte Tagesdistanz 2015 bei Männern etwas über 28 Kilometer und bei Frauen knapp 20 Kilometer.
Schneller und öfter mit Alkohol unterwegs
«Grundsätzlich fahren Frauen immer noch deutlich weniger als Männer, nämlich etwa 30 Prozent, und haben daher weniger Erfahrung», sagt Uwe Ewert, Verkehrspsychologe bei der bfu. Aber Frauen hätten bestimmte Risikofaktoren nicht, die die Männer hätten. «So fahren sie viel weniger schnell und auch weniger unter Alkoholeinfluss. Es sind diese beiden Risikofaktoren, welche Frauen und Männer im Strassenverkehr deutlich unterscheiden.»
Das Unfallgeschehen dürfte bei Männern und Frauen in etwa gleich sein, wenn die gefahrenen Kilometer einbezogen würden. «Die Unfälle von Männern sind aber deutlich schwerer als jene von Frauen. Die Wahrscheinlichkeit von schweren Verletzungen oder tödlichen Folgen im Strassenverkehr ist bei Männern deutlich grösser. Das ist der deutlichste geschlechterspezifische Effekt», sagt Ewert.
«Es gibt also schon Unterschiede, aber die erklären sich grösstenteils durch die unterschiedliche Verkehrsteilnahme und die beiden Hauptrisikofaktoren», sagt Ewert. Sein Fazit: «Männer sind schneller und öfter mit Alkohol unterwegs und verursachen darum auch schwerere Unfälle. Frauen dagegen sind vorsichtiger unterwegs und scheuen die Risiken mehr als die Männer.»