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Flüchtlinge leben versteckt bei Privaten

Flüchtlinge verstecken sich bei Privaten
Aargau

Flüchtlinge leben versteckt bei Privaten

Im Aargau leben laut der Schweizerischen Flüchtlingshilfe offiziell 15 geflüchtete Personen bei Gastfamilien. Inoffiziell sind es aber weit mehr.

Dies hat Lelia Hunziker, Geschäftsleiterin der Anlaufstelle Integration Aargau in einem Fachmagazin publik gemacht:

«Viele Geflüchtete leben inoffiziell bei Privaten. Sprich, sie schlafen und essen bei Privaten, haben jedoch den Wohnsitz in der Unterkunft und holen jeden Mittwoch ihr Geld und ihre Post dort. [...] Diese Art der Unterbringung wird sehr unterschiedlich gehandhabt: In einigen Unterkünften ist es ein offenes Geheimnis und die Betreuenden unterstützen diese Wohnform, [...].»
Quelle: Magazin Da+Dort, Nr. 66 / Sept 2017

Lelia Hunziker schätzt, dass es im Aargau bis zu 60 Personen sind, die inoffiziell bei Gastfamilien wohnen, wie sie auf Anfrage von Radio Argovia präzisiert. Die Gastfamilien würden die Flüchtlinge nicht melden, da in vielen Fällen Gemeinden die Aufnahme von Flüchtlingen verhindern. Sie selber wisse von mehreren Fällen in der Region Aarau, wo Gemeinden Gastfamilien untersagt haben, Flüchtlinge aufzunehmen. Die Gemeinden befürchten, dass die Flüchtlinge später die Sozialhilfekosten belasten. Hunziker hofft auf ein Umdenken bei den Gemeinden: «Die private Unterbringung ist der beste Weg zur Integration. Wenn es schon Personen gibt, die Flüchtlinge bei sich aufnehmen, sollten ihnen mindestens die Unterbringungskosten bezahlt werden.»

Beim Kanton heisst es auf Anfrage von Radio Argovia:

«Asylsuchende sind angehalten, sich regelmässig in der ihnen zugeteilten Unterkunft aufzuhalten. Regelmässige Absenzen werden durch die Betreuung sanktioniert, indem die Personen auf Tagesauszahlung gesetzt werden und somit die materielle Unterstützung nur noch am Anwesenheitstag erhalten. Diese Regelung ist allen Asylsuchenden bekannt. Bei längeren Abwesenheiten werden Bewohner den zuständigen Behörden als unbekannten Aufenthalts gemeldet, was einen Einfluss auf das Asylverfahren haben kann.»

Beim Kanton weiss man also offenbar nichts von diesem vermeintlich offenen Geheimnis.

Christoph Wasser
veröffentlicht: 11. Oktober 2017 17:50
aktualisiert: 11. Oktober 2017 17:50
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