Aargau/Solothurn

Exhibitionist: Was die mutmasslichen Taten des Ex-Grossrats für die Opfer bedeuten

Mehr als 30-mal soll ein ehemaliger Aargauer Grossrat an der Aare in der Region Niederamt Frauen belästigt haben, darunter auch Minderjährige. Zu Beginn der Woche wurde gegen ihn Anklage erhoben. In einem Interview mit Tele M1 zeigte sich der Beschuldigte wenig einsichtig. Was eine solche Tat für die Opfer bedeutet, erzählt eine Frau, die schon Ähnliches erlebt hat.

«Dort bin ich entlang gejoggt. Dann kam ein Mann angelaufen. Und ich sah Dinge, die ich nicht sehen wollte. Es hat mir Angst gemacht", sagt Sara M. Tele M1 begleitet sie dahin, wo Sara vor rund einem Jahr Opfer eines Exhibitionisten wurde. Ein Mann entblösste sich vor der 24-Jährigen in aller Öffentlichkeit in Aarau.

Nur einige Fälle zugegeben

Die Solothurner Staatsanwaltschaft wirft einem Aargauer Mitte-Politiker in 35 Fällen diese Art Belästigung vor. In einem anonymen Interview nahm er zwar zu der Anklage Stellung. Zu den Fällen, die zwischen 2017 und 2022 passiert sein sollen, will er sich aber nicht äussern. Laut der Staatsanwaltschaft hat er einige Fälle aber zugegeben. «Ich werde um mein Recht kämpfen, auch wenn es mir leid tut für alle, die hier betroffen sind – Familien, Freunde und auch solche, die anders betroffen sind», sagt der ehemalige Grossrat.

Psychologe: «Täter sagen: ‹ist nicht schlimm›»

Eine Entschuldigung an die Opfer kommt vom Mitte-Politiker allerdings nicht. Fehlende Einsicht für die Situation von Betroffenen klingt für den Aarauer Psychologen Thomas Estermann typisch. Er erklärt das mit Naivität und Ignoranz: Der mutmassliche Exhibitionist habe einen kindlichen Teil in sich. Dieser schaue seinen Zwang, sich zu entblössen, nicht als schlimm an und spiele diesen herunter. «Täter sagen immer: ‹ist nichts passiert, es ist nicht schlimm›, er habe sie ja zu nichts genötigt.» Der eigene Schmerz sei da immer näher als der, den man bei jemandem erzeugt.

Die Folgen für die Opfer dürfe man aber nicht unterschätzen, sagt Estermann. Betroffene machten sich auch nach dem ersten Schock noch viele Gedanken über solche Vorfälle. «In dem Moment habe ich nicht gewusst, was ich machen soll», sagt auch Sara M. «Es war auch sonst niemand unterwegs oder ich sah niemanden. Es hat mich dann am Abend noch mega beschäftigt. Es ist einfach das Bild von dem Typ, das sich eingebrannt hat." Eine Anzeige des Vorfalls hat sie nie gemacht.

Ganz anders im Fall des 54-jährigen Politikers. Dieser wird sich bald vor dem Bezirksgericht Olten-Gösgen verantworten müssen.

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(red.)

Quelle: ArgoviaToday
veröffentlicht: 15. Februar 2024 20:53
aktualisiert: 16. Februar 2024 14:10
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