Angeklagter: «Wenn man eine Ohrfeige bekommt, gibt man eine zurück»

«Eigentlich geht es mir gut. Ich bin erleichtert. Es wurde mir bestätigt, dass dieses Gericht nicht nach Vorschriften gehandelt hat. Sie haben uns schuldig gesprochen, ohne den ganzen Vorfall richtig anzugehen», erzählt ein Angeklagter nach dem Prozess. Der Schuldspruch sei seines Erachtens illegal. Die Angeklagten seien nie zum Vorfall befragt worden. «Ich denke, das Gericht hat sich etwas vor ihrer illegalen Aktion gefürchtet. Deshalb haben sie uns auch keine Rechtsvertretung gestattet», gibt er bei einem Interview an.

Anwalt konnte Gerichtssaal wegen missglückter Anmeldung nicht betreten

Zwei Jahre nach dem Vorfall an einer unbewilligten Coronademo am 8. Mai 2021 mussten sich die vier Männer am Dienstagnachmittag vor dem Aargauer Bezirksgericht verantworten. Eine skurrile Szene zu Beginn: Die Beschuldigten erschienen anfänglich mit einem Anwalt. Diesem wurde der Zutritt als Rechtsvertreter in den Gerichtssaal verweigert, da er vergessen hatte, sich als Anwalt mit Vollmacht anzumelden. Der Verteidiger hätte gemäss eigenen Angaben ein zweieinhalbstündiges Plädoyer vorbereitet gehabt, welches er nicht halten konnte. Der Prozess war nach kurzer Zeit wieder vorbei.

Verhafteter Massnahmergegner befreit

Am 8. Mai 2021 habe der Angeklagte sehr viele aggressive, uniformierte Menschen gesehen, welche einen älteren Herrn in eine Ecke gedrängt hätten. Dieser hätte um Hilfe geschrien, wie der Massnahmengegner erzählt: «Wir wollten eigentlich Zivilcourage leisten. Wir haben nur Christan Rüegg aus der Gefangenschaft ganz locker und lässig herausbegleitet.» Rüegg ist ein bekannter Massnahmegegner aus Wald ZH, der auf Facebook von der Coronademo in Aarau berichtet hat. Nach seiner Festnahme sei er mit Gewalt von den Angeklagten aus den Händen der Polizei befreit worden.

«Meiner Meinung nach haben sich die Leute wahrscheinlich nur verteidigt gegen die Polizeigewalt. Sie haben sich gewehrt. Ist natürlich normal, wenn man eine Ohrfeige bekommt, gibt man eine zurück», so der Angeklagte weiter.