«Cargo sous terrain» sieht vor, dass dereinst Waren rund um die Uhr mittels selbstfahrenden Fahrzeugen unterirdisch befördert werden.
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Riesenbaustelle und Deponie

«Cargo sous terrain» verärgert Dulliker Bevölkerung

Das Projekt «Cargo sous terrain» soll den Güterverkehr ab 2031 mit unterirdischen Tunneln und selbst fahrenden Transportern erleichtern. Dafür soll von Dulliken aus gebohrt werden. Die Bevölkerung ist über die Pläne nicht erfreut.

Das Projekt, das 2010 mit einem kleinen Zustupf der Migros für die Planung startete, wird Realität. «Cargo sous terrain» will die Schweiz mit unterirdischen Tunneln verbinden, um so den Warentransport auf der Strasse zu reduzieren. Dazu soll ein mehrere hundert Kilometer langes Tunnelnetzwerk gebohrt werden. Mittlerweile sind dutzende weitere Aktionäre, wie die Post, Coop oder die Swisscom mit eingestiegen.

Die erste Teilstrecke des Netzwerks Cargo sous terrain führt von Härkingen nach Zürich und ist rund 70 Kilometer lang. Auf dieser Teilstrecke gibt es 11 Anschlussstellen (Hubs), von denen die Waren für die restliche Strecke auf Lieferwagen umgeladen werden.

2026 soll als erstes die Strecke zwischen Härkingen und Zürich (orange) gebaut werden. Bis 2045 sollen die restlichen Verbindungen entstehen.

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1,2 Millionen Kubikmeter Erde

Ab 2026 soll in Dulliken in beide Richtungen gebohrt werden, wie das Oltner Tagblatt berichtet. Vier riesige Bohrmaschinen sollen im Gebiet Hard aus einem Schacht heraus die Tunnel zu den nächsten beiden Hubs bohren. 7,9 Kilometer Richtung Rickenbach und 10,8 Kilometer Richtung Suhr sollen gebohrt werden. Der Schacht soll anschliessend als Wartungszugang verwendet werden.

So soll die Baustelle in Dulliken ab 2026 aussehen.

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Von den insgesamt 1,2 Millionen Kubikmetern an Erde wird rund ein Viertel wiederverwertet. Der Rest sei Molasse, die nicht wiederverwertet werden kann. Die 900'000 Kubikmeter werden in der Nähe des Schiessstandes in Dulliken im Gebiet Rütitäli deponiert. Um die Verkehrsbelastung beim Transport der Molasse nicht weiter zu strapazieren, wird ein rund anderthalb Kilometer langes Förderband gebaut, welches den Schutt der Tunnel ins Rütitäli befördert.

Dulliker Bevölkerung ist nicht erfreut

Bei einer Infoveranstaltung in Dulliken erklärte Klaus Juch, Bereichsleiter Technik und Bau, den Einwohnerinnen und Einwohnern die Schüsselrolle der Gemeinde bei dem Projekt und ging auch auf unangenehme Fragen ein. Eine der Fragen: Wieso bekommt Dulliken keines dieser Hubs? So könnte die Gemeinde von dem Projekt profitieren. Auch wenn Juch den Bau eines Hubs in Dulliken nicht ausschliesst, blieb die Frage unbeantwortet, wie das Oltner Tagblatt berichtet.

Besonders Landwirte aus der Gemeinde löcherten Klaus Juch und seine Spezialisten mit Fragen. Sie befürchten, weil ihr Land in vielen Fällen gepachtet ist, dass die Landbesitzer für den Landverlust und die Deponie entschädigt würden und nicht die Landwirte. Ein anderer bat die Verantwortlichen, die Deponie möglichst eben zu halten, damit die Bewirtschaftung vereinfacht wird.

Rütitäli sei «die beste Lösung»

Oft gefragt war auch, ob denn keine Alternativen für die Melasse-Deponie im Rütitäli in Betracht gezogen wurden. Innerhalb von Dulliken, aber auch mit Blick auf die Nachbarsgemeinden. «Das Rütitäli ist ein Bijou von Dulliken», äussert sich ein weiterer Zuhörer. Man habe alle Optionen gründlich überprüft und befunden, dass das Rütitäli der beste Platz für die Deponie sei, so die Antwort der Verantwortlichen.

Noch dieses Jahr wird das Plangenehmigungsverfahrens der Öffentlichkeit präsentiert. Anfang 2025 entscheidet der Regierungsrat dann über das Projekt. Der Baubeginn ist für 2026 vorgesehen. Der Tunnelbau selbst soll dann ungefähr sechs Jahre dauern.

(OT/ds)

Quelle: 32Today
veröffentlicht: 11. Januar 2024 19:19
aktualisiert: 11. Januar 2024 19:19
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