Quelle: Tele M1 Archivbeitrag vom 13. März 2024

Massenentlassung droht

Alarmstufe Rot für Stahl Gerlafingen – jetzt soll der Bund helfen

Es ist nicht der erste Hilfeschrei des Stahlwerks Gerlafingens – aber wohl der bisher lauteste. Aufgrund der extrem hohen Energiepreise braucht es dringend Hilfe, um eine Massenentlassung und Teilschliessung zu verhindern. Das fordern die Solothurner Parlamentarier.

Sieben Tage pro Woche laufen die Maschinen im Stahlwerk Gerlafingen. So entsteht beispielsweise aus alten Autos neuer Stahl für die Baubranche in der Region. Das Einschmelzen und Verarbeiten von Stahl braucht pro Jahr ungefähr 360 Gigawattstunden Strom – so viel wie etwa 70'000 Haushalte zusammen. Damit gehört das Unternehmen zu den grössten Energieverbrauchern der Schweiz. Die astronomischen Energiepreise auf dem Markt gefährden den Betrieb schon länger. Schon im September 2022 hat der Gemeindepräsident Philipp Heri seine Bedenken gegenüber Tele M1 geäussert: «Die grösste Angst ist natürlich, dass das Stahlwerk abgestellt werden muss und die Leute arbeitslos auf der Strasse landen».

Quelle: TeleM1 (Beitrag vom 4. September 2022)

Dringende Rettungsaktion nötig

Die geschilderte Situation könnte schon bald Realität werden, sofern die Politik nicht eingreift. «Wir haben am Mittwochmorgen die Meldung erhalten, dass wenn nichts passiert, das Werk nächste Woche zugehen könnte. Das wollen wir unbedingt verhindern», so SVP-Nationalrat Christian Imark. Zusammen mit allen anderen Nationalräten hat er eine entsprechenden Vorstoss eingereicht. SP-Frau Franziska Roth hat das gleiche im Ständerat getan. «Wenn in der Stahl Gerlafingen das Feuer brennt, hat man eigentlich Freude. Aber aktuell brennt ein Feuer im Dach, über das wir uns gar nicht freuen, weil es so aussieht, als müsste das Stahlwerk seine Tore schliessen», so Franziska Roth.

Das Problem: Das Unternehmen verliert wegen der hohen Strompreise aktuell jede Woche einen Betrag in Millionenhöhe, die italienische Inhaberfamilie Beltrame die Geduld. Eine potenzielle Entlassungswelle könnte mehr als 500 Mitarbeitende treffen. Das Stahlwerk Gerlafingen ist nicht nur für den Kanton Solothurn wichtig, sondern auch für die ganze Schweiz systemrelevant. «Es ist das grösste Recycling-Stahlwerk der Schweiz, das können wir nicht verlieren», so Christian Imark. Und Franziska Roth betont weiter: «Die Stahl Gerlafingen ist unersetzlich. Der Bundesrat muss – notfalls mittels Notrecht – dafür sorgen, dass der Betrieb weiterlaufen kann.»

Der Kampf um das Stahlwerk

Erst im letzten September hat das Parlament eine Hilfs-Motion für das Stahlwerk Gerlafingen des damaligen SP-Ständerats Roberto Zanetti angenommen. Somit ist die finanzielle Unterstützung durch den Bund eigentlich gutgeheissen. Das Problem ist aber: Diese Massnahmen sind erst in Planung und noch nicht umgesetzt.

Roberto Zanetti gilt als «Retter des Stahlwerks Gerlafingen». Er hat eine enge Verbindung, arbeitete doch sein Vater jahrelang im Unternehmen. Schon Mitte der 90er-Jahre sah es einmal schlecht aus für die Stahl Gerlafingen – es drohte die Schliessung. Diese konnte jedoch unter anderem auch dank Zanetti verhindert werden. Das Geschäft florierte, die massive Bedeutung für die Industrie blieb unumstritten.

Nerven aus Stahl gefordert

Aufgrund des volatilen Energiemarktes und der Konjunkturlage kämpfte die Stahl Gerlafingen schon in den letzten zwei Wintern mit Problemen. In der kalten Jahreszeit gäbe es gemäss Stahlwerk einen Stillstand durch die Weihnachts- und Neujahreswoche. Da im Winter weniger gebaut wird, ist auch die Nachfrage nach Betonstahl tiefer. Zwei Drittel der Mitarbeitenden waren jeweils in Kurzarbeit. Zu diesem Zeitpunkt war man noch guter Dinge, dass sich die Lage künftig entspannen wird. Doch der Aufschwung blieb aus – die aktuelle Krise ist wohl so existenziell wie selten zuvor.

Die Stahl Gerlafingen hält sich bedeckt und äussert sich am Mittwoch folgendermassen: «Es ist richtig, dass Stahl Gerlafingen Strukturierungsmassnahmen in Betracht zieht. Über die entsprechenden Pläne werden wir an diesem Freitag offen und transparent informieren. Die Schliessung des Stahlwerks ist nicht Thema». Nun braucht vor allem die Geschäftsleitung Nerven aus Stahl, um ihren Teil der Energiekrise bewältigen zu können. Wie Recherchen von Tele M1 zeigen, plant Bundesrat Albert Rösti, der am Jubiläumsfest der Stahl Gerlafingen dabei war, einen runden Tisch. Dort soll besprochen werden, wie das Stahlwerk gerettet werden kann.

Schau dir im Video an, wie das Stahlwerk Gerlafingen im Juni 2023 sein 200-Jahr-Jubiläum mit Albert Rösti gefeiert hat:

Quelle: Tele M1 (Beitrag vom 15. Juni 2023)

(Tele M1/dwy)

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Quelle: 32Today
veröffentlicht: 13. März 2024 15:08
aktualisiert: 13. März 2024 18:41
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